Conservativ & Orden

CONSERVATIV
2 min readJan 20, 2021

Tragbare Orden, von Napoleon als Flitterkram abgetan, in England umgangssprachlich als “gong” bekannt, sind für den Conservativen ein problematisches Thema.

Ehedem wurden Ordensempfänger als Ritter bezeichnet, jene von Ehrenzeichen als Inhaber derselben, so auch heute die mit dem Bundesverdienstkreuz Ausgezeichneten, allesamt gewiss höchst verdienstvolle Menschen. Schön ist, daß Jedermann dem Bundespräsidenten einen Ordensvorschlag machen kann. Im Ausland sind/waren mit dem Orden auch mitunter gewisse materielle Vergünstigungen verbunden ( zB bei einem italienischen Kriegsorden aus dem 2. Weltkrieg das Recht auf Lebenszeit, umsonst die Bahn zu nutzen) bis hin zu Ehrenwaffen, hierzulande nicht. Im modernen Deutschland hat der Orden rein symbolischen Charakter. Italien fällt durch eine besonders hohe Vielzahl von unterschiedlichen Orden auf.

Ob nun der republikanische Orden besondere Staatsloyalität hervorruft, sei dahingestellt. In der materiell ausgerichteten Welt von heute mag bezweifelt werden, ob der Orden auf ehrfürchtige Anerkennung und Nachahmungseffekte beim breiten Publikum stößt.

In der Weimarer Zeit war die Ordensverleihung mangels monarchischer Quelle verboten, und der Conservative schließt daran an in seinem Mißtrauen gegenüber republikanischen Ausstattungshervorhebungen, der Altkonservative mit einer Art monarchistischem Phantomschmerz (so werden im Vereinigten Königreich Orden ausschließlich vom Monarchen verliehen), viele Conservative haben auch Zweifel an der Würde mancher gewählten Ordensverleiher an der Staatsspitze.

Anders bei den Orden von Ordensgemeinschaften, so zB beim Johanniter- und Malteserrorden, bei denen die Ordensverleihung mit gewissen Selbstverpflichtungen verbunden sind: die Ordensmitglieder werden dann Ehren- Rechts- oder Obedienzritter genannt. Diese Orden werden nur intern getragen.

Einladungen mit Frack und Orden finden kaum noch statt, seitdem der Frack, ein eigentlich kleidsames Abendgewandt, außer Mode ist.

Der Conservative empfindet es als pietätvoll, wenn Orden der Vorväter — jenseits jener mit Hakenkreuz — aufgehoben werden; mittellose Conservative und Nachfahren mit rein ökonomischer Orientierung verkaufen sie — es gibt einen regen Sekundärmarkt.

Im Übrigen können Orden ihren letzten Platz auf dem Sarg des Ordensträgers finden.

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